Gratulation an die SZ zum Artikel “Empört Euch”! (http://www.sueddeutsche.de/leben/essay-empoert-euch-1.2827062) Und Gratulationen an alle Leserbriefschreiber am 30.1. zu diesem brisanten Thema! Passend zur Karikatur möchte ich noch auf einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Schere zwischen arm und reich hinweisen: den Mechanismus des Zinses-Zins bei den Lohnzuwächsen von Arbeiternehmern. Beispiel: Zwei Angestellte an jeweils unterem und oberem Rand der Mittelschicht verdienen 2.000 bzw. 10.000 € / Monat. Angenommen der durchschnittliche Lohnzuwachs über 30 Jahre beträgt für beide 3% pro Jahr. Dann ergeben sich die Einkommen nach 30 Jahren als Produkt vom Anfangsgehalt mal 1,03 hoch 30. Die entsprechende zeitliche Entwicklung der zwei Gehälter über die 30 Jahre wird in der ersten Grafik (Einkommensentwicklung alt) deutlich.
Diese Grafik zeigt ganz anschaulich für die zwei Einkommen, wie die Gehälter bei dem üblichen Modell auseinanderdriften. Der Bezieher des oberen Einkommens hat unverhältnissmäßig mehr Möglichkeiten, ein ordentliches Vermögen und eine ordentliche Rente anzuhäufen als der untere. Es gilt das alte Prinzip: Wer hat, dem wird gegeben. Es ist ja auch schon in der Vergangenheit etwas dagegen unternommen worden: Sockelzuwächse für die unteren Lohngruppen. Das lindert, aber beseitigt das Problem nicht.
Ein gerechterer Ansatz wäre meines Erachtens bei z.B. 3% Lohnzuwachs den Mittelwert der Jahreseinkommen aller Arbeitnehmer einer Firma oder einer Gewerkschaft zu berechnen, aus diesem Wert den 3%-Zuwachs in Euro zu berechnen und allen Arbeitnehmern diesen dann gleich hoch zu gewähren. Dadurch hätten die Unternehmer keine zusätzlichen Kosten (im Vergleich zu obigem Modell) und die Arbeitnehmer eine gerechtere Einkommenszunahme. Eine Nivellierung der Einkommen wäre das trotzdem nicht, wovor ja viele Menschen Angst haben. Die gut Verdienenden hätten immer noch weit mehr in der Tasche.
Dieses alternative Modell wird in der zweiten Grafik (Einkommensentwicklung neu) gezeigt, für die gleichen zwei Gehälter wie im ersten Modell: Die Einkommen entwickeln sich parallel, was viel mehr dem Gerechtigkeitssinn entspräche.

Einkommensentwicklung alt<a Einkommensentwicklung neu

Sven_portrait

Dr. Sven Nissen-Meyer
Seefeld

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